English Translation by Victoria Bell
Außergewöhnlich für eine Künstlerin, die sich die Farbe als Bildgegenstand vorgenommen hat, ist die Tatsache, dass sich Ines Hock auch – und in letzter Zeit vermehrt – mit der Zeichnung beschäftigt. Bleistiftzeichnungen auf Papier kommen ganz ohne Buntfarben aus, doch werden Schwarz und Weiß bei Hock eben auch als farbige Werte betrachtet. Unzählige feine, schraffurartig aneinandergereihte Bleistiftstriche setzen sich zu einer geschlossenen Fläche mit starken malerischen Qualitäten zusammen. Dabei führt die zarte, meditativ-entspannte Strichführung eindrucksvoll vor Augen, welche Bandbreite an Modulationen sich aus den minimalen handschriftlichen Schwankungen erzielen lassen. Obwohl sich die Bleistiftzeichnung gerade durch die Hell-Dunkel-Polaritäten definiert, bleibt der Grauwert insgesamt verhältnismäßg homogen. Ganz anders funktionieren dagegen die Zeichnungen mit Buntstift, die sogenannten Polychromos. Während bei den Bleistiftzeichnungen das strahlende Weiß des Grundes als Farbwert über die gesamte Bildfläche hinweg wirksam bleibt, lassen sich bei den Polychromos durch die verschiedenen Helligkeitswerte des Farbstiftes sehr unterschiedlich strukturierte Hell-Dunkel-Modulationen erkennen. Ines Hock nennt diese lichten, die Flächigkeit aufbrechenden Farbzonen „Lichtfenster“. Sie sorgen für ein Flackern, das den Grauwert der Zeichnung durchbricht und die flächige, schriftartige Textur in eine räumliche Tiefe öffnet, ähnlich wie in der Malerei. Deshalb ist gerade der Vergleich zwischen den Bleistiftzeichnungen und den graufarbigen Polychoromos besonders aufschlussreich. Das Interesse an der Zeichnung macht deutlich, wie sehr sich der Schwerpunkt dieser Malereiposition auf das Studium des Lichtes verlagert hat.