Vertrauen auf den Zufall | Anika Winter

Sebastian Linnerz zeigt im ›plus Raum für Bilder‹ Arbeiten von Ines Hock 

Die Farbe ist eine Verführung. Bestehend aus zahlreichen, rechteckigen Kästchen entsteht ein Bild, das der Betrachter in seiner Gesamt- heit als Blau wahrnimmt. Bei genauerem Hinschauen erkennt man aber auch grüne, gelbe und weiße Felder – oder auch Mischungen der verschiedenen Töne. Das Gemälde lädt ein zu einem Spiel von Nähe und Distanz: Das scheinbar Gleiche wird dann vielleicht doch zu etwas ganz Anderem. 

INES HOCK – INTO THE SEA   

SCHILLINGSTRASSE 14 – 50670 KÖLN 19.05. – 15.07.2017 

Das Projekt ›plus Raum für Bilder‹ existiert seit drei Jahren im Agnesviertel und beweist einmal mehr, dass es sich lohnt, jenseits der Hauptstraßen auf Entdeckungsreise zu gehen. Viermal im Jahr wird hier in einem Wechsel von Fotografie und bildender Kunst eine neue Ausstellung eröffnet. Neben der Präsentation von Kunst nutzt der Besitzer, Sebastian Linnerz, den Raum auch als sein Büro für Grafikdesign. 

Diese Symbiose ermöglicht ihm eine Förderung von Kunst, für die er sich persönlich begeistert, ohne dem Druck einer rein wirtschaftlichen Rentabilität dieser Werke gerecht werden zu müssen. »Into The Sea« ist nun die zwölfte Ausstellung und zeigt Ölgemälde, Aquarelle und Zeichnungen der Künstlerin Ines Hock. 

In den hübschen Räumlichkeiten des Altbaus, umgeben von Stuck und Dielenböden, begegnet einem als erstes die heitere Farbigkeit zweier Aquarelle. Ähnlich dem eingangs erwähnten Hauptwerk, von dem der Ausstellungstitel abgeleitet wurde, bestehen die Bilder aus horizontal angeordneten, rechtek- kigen Farbflächen. Dieses Mal handelt es sich aber um sehr unter- schiedliche, bunte Farben, die eine unmittelbare Fröhlichkeit ausstrahlen. 

Es wird deutlich, dass die Wahrnehmung der Farben eine direkte psychologische Auswirkung besitzt. »Jeder hat seine Wahrnehmung, ein gelerntes Schema, wie er Farben beurteilt, Perspektive erlebt, wie er sieht« sagt Ines Hock. 

Betrachtet man diese Bilder, bei denen aus kleinen Einheiten ein Gesamtbild entsteht, liegt die Assoziation von Pixeln einer digitalen Grafik nahe. Die von Hand gezogenen Linien und die unterschiedlichen Abstände zwischen den einzelnen Rechtecken stellen dazu jedoch einen spannenden Kontrast her. Interessant ist dabei auch, dass der Künstlerin im Vorfeld kein vollendetes Werk vor Augen schwebt, sondern dass ihre Bilder erst im Prozess entstehen. Ihre Arbeit bezeichnet sie somit als ein »Fortschreiben«, dessen Ergebnis auf intensiver, meditativer Arbeit und dem Vertrauen auf dem Zufall basiert. 

Kölnische Rundschau Kölner Kultur, 5. Juli 2017