PARTITA des COULEURS, Kunstverein Linz/Rhein
In ihrer Farbintervention PARTITA des COULEUR untersucht Ines Hock die Wirkung von Farben auf den Betrachter.
Während man bei einer Ausstellung im Normalfall als eine Art Zuschauer auf ein abgeschlossenes Werk schaut, wird in ihren Installationen der Betrachter zum aktiven Mitgestalter des ästhetischen Erlebnisses. Indem er sich bewegt, erlebt er neue Wahrnehmungen, Räume öffnen sich oder verschieben sich, die Perspektiven werden ständig im Erwandern der Ausstellung neu konfiguriert. Für diese experimentellen Versuchs-Anordnungen nutzt die Künstlerin ihr fundiertes Wissen über Farbwerte und Wirkungen von Farbaspekten auf den Betrachter und ermöglicht so eine Erfahrung, die weit über das reine Betrachten hinaus geht. Kunst wird nicht mehr als etwas einem Fremdes, das man nur ansehen kann, wahrgenommen, sondern sie bildet ein Erlebnis, das im eigenen Körper-Geist- Kontinuum wirkt und dieses transformiert. Eine Art Wechselwirkung, eine Art Meditation, deren Eingangstür das Kunstwerk bildet.
Das „dreidimensionale begehbare Gemälde“ im Raum, die Partita des Couleurs, korrespondiert mit frühen Leinwandbilder aus den 90 ziger Jahren.
Dazu sind folgende Texte aus dieser Zeit zur Erläuterung angeführt:
Dr. Evelyn Weiss, Hauptkustos Museum Ludwig, Köln 1990
Die Radikalität, mit der sich Ines Hock einer bestimmten künstlerischen Aufgabe verschrieben hat, überzeugt mich mehr als das Informationsmaterial. Die Fotos, konnten in keiner Weise die Erfahrung mitteilen, die man beim Anblick der Werke selber hat. Deswegen war mein Besuch im Atelier von größter Wichtigkeit. Nur dann kann man nachempfinden, was die Künstlerin in dem zum Teil langwierigen, malerischen Prozess erreichen will – die Wirkung der Farbe an sich, das Leben, das sich Schicht für Schicht aus der Oberfläche der Leinwand entwickelt, das Durchschimmern von älteren Schichten, die das fertige Bild, trotz großer Kargheit der Formen zu einem lebendigen Ganzen werden lässt. Die Reduzierung erhöht die Konzentration auf das Wesentliche, was für die Künstlerin immer ist: die Farbe.
Dr. Marianne Stockebrand, Direktorin Kölnischer KV: Ines Hock – Gemälde 28.4. – 16.6.1991
In der ersten Ausstellung zeigt die in Köln lebende Malerin Ines Hock Gemälde, die in den letzten zwei Jahren entstanden sind. Sie sind jeweils in vielen Farbschichten aufgebaut, was der obersten Farbe einen dichten, tiefen Farbton verleiht, der sich mit wechselndem Lichteinfall verändert. Die Oberflächenstruktur die von den gleichmäßigen, waagerechten Pinselzügen herrührt, fängt das einfallende Licht auf und bricht es.
Dr. Stefan Kraus, Köln – Kustos – 1996
Ines Hock, ist mir seit einigen Jahren durch die Kontinuität und Ernsthaftigkeit ihrer künstlerischen Arbeit aufgefallen. Im Frühjahr stellte sie als Teil unserer Ausstellungsreihe „Über die Farbe“ im Diözesanmuseum aus (K).
Ihre Malerei beschäftigt sich mit der Wirkungsvielfalt der Farbe, ihrer Materie und ihres Auftrages auf dem Bildträger.
Ihre Bilder kennzeichnet eine hohe, Tiefenwirkung sowie die differenzierte Behandlung der Oberflächen. Grundlegend ist ein vielschichtiger zum Teil lasierender Farbauftrag, dessen abschließende Schicht den Malakt nur zum Teil erschließen lässt. Ihre Bilder drängen sich nicht auf, sind eher zurückhaltend, entziehen sich jedem Versuch einer vorschnellen Vereinnahmung. Das Bild ist für den Betrachter ein stilles Gegenüber, dass seinen Reichtum nur über die Zeit preisgibt.
Diözesanmuseum, Sabine Müller, 1996
Ines Hock entschied sich für die Ausstellung zu einem dunklen Dreiklang aus Violett, Grün und Blautönen, die so nah am Schwarz gehalten sind, dass die Malerei im ersten Moment wie tief in die Wand eingeschnittene Löcher wirkt, bevor sie ihr reiches „Innenleben“ Preis gibt. Die Oberflächen, aus stark mit Öl verdünnter Farbe aufgebaut und ohne zusätzliche Lack oder Firnisschicht, entwickeln teilweise einen sehr starken Glanz, der die Bilder verschlossen erscheinen lässt und Ihnen einen fremden Zauber zwischen erotische Anziehung und kühler Unberührbarkeit verleiht.
Es ist reizvoll, wie die kleinen, schmalen Hochformat auf den äußerst problematischen Wänden mit sehr Widerstandskraft Energien entfalten.